Perfect Match: Agave und Fledermaus

Die Agave ist eine wahre Wunderpflanze: Egal, ob Blüte, Blatt oder Stacheln – alles kann verwendet werden. Zur Bestäubung braucht es allerdings die Fledermaus. Agave und Fledermaus - ein Perfect Match.

Oktober | 2023
Bildrechte: © Naturland / Illustration: Paula Weinzierl

Fortpflanzung geht für die Agave nur zu zweit. Daher nutzt die Agave gern die Dienste von Fledermäusen. Die Fledermaus schmaust an der Blüte und trägt so den Blütenstaub weiter von Agave zu Agave. Doch das wird immer schwieriger, da die Wüstenpflanzen heute oft schon vor der Blüte geerntet werden, um Tequila und Agavendicksaft herzustellen.

Agavenherz – Quelle für Agavendicksaft

Schon die indigenen Völker Mexikos schätzten die Agave: Sie naschten das Herz der Wüstenpflanze, das unter der Erde wächst, als Süßigkeit. Sein Sirup wird bis heute eingekocht und als Agavendicksaft verkauft. Und natürlich wird der allseits beliebte Tequila aus dem Herz der Agave gewonnen. Der Hochprozentige ist mittlerweile das wirtschaftlich bedeutendste Exportgut Mexikos. Seit 1995 hat sich der Export auf über 200 Mill. Liter verdoppelt.

Agave - von Seife bis Tequila

Doch nicht nur für den Gaumen war und ist die Wüstenpflanze beliebt: Ihre Blätter dienten als Baumaterial für Hausdächer. Aus den stachligen Enden der Blätter werden Nadeln, Stifte oder Nägel hergestellt. Aus der Agave sisalana wiederum, einer der 300 Agavenarten, entstand nach langem Schlagen, Trocknen und Bürsten eine äußerst strapazierfähige Faser namens Sisal. Sisal kann ähnlich wie Hanf zu robusten Seilen und grobem Garn verarbeitet werden. Ferner diente die Agave als Brennstoff oder um Seife und Waschmittel zu produzieren. Früher wie heute spielt die Agave daher eine wichtige Rolle in Mexiko.

 

 

Fledermäuse – die wichtigsten Bestäuber der Agave

Auf der Suche nach Nahrung fliegt diese die an. Ihre Tour von Pflanze zu Pflanze hat dabei keineswegs nur Vorteile für sie selbst. Während die Fledermaus mit ihrer langen Zunge den Nektar von den Agavenblütenständen schleckt, nimmt sie mit ihrem Fell auch Pollen auf. Der Pollen geht zusammen mit der Fledermaus auf die Reise, bis er in der nächsten Blüte abgestreift wird und sie bestäubt. So bleibt der Agavenbestand erhalten. Heute werden in der agrar-industriellen Produktion von Tequila und Agavendicksaft jedoch die Pflanzen vor der Blüte abgeschnitten. Das hat kritische Folgen für die Fledermaus und deren Existenz.

Artenvielfalt geht nur zu zweit

Damit für die Agave und ihren Bestäuber, die Fledermaus, nicht alles vorbei ist, müssen Arten geschützt und Artenvielfalt gefördert werden. Durch den zunehmenden Anbau von Agaven-Monokulturen aufgrund der steigenden Nachfrage nach Tequila und Mezcal, ist jedoch der Fledermaus-Bestand bedroht. Anders ist dies bei Wildsammlung, weil hierbei die natürliche Pflanzenpopulation erhalten bleiben muss und eine langfristige Ausbeutung des vorhandenen Ökosystems ausgeschlossen ist. Agaven aus Wildsammlung, nach den Kriterien von Naturland gesammelt, sind daher so wichtig für den Schutz der Fledermäuse.

Schließlich wollen wir alle, dass Agave und Fledermaus auch in Zu­kunft ein Perfect Match bleiben.